Leistungsnachweis, angekündigt 2025-07-03 - Kategorien: Unterricht Moodle In Informationstechnologie fand bei mir heute der letzte Leistungsnachweis für dieses Jahr in einer 8. Klasse statt – ein angekündigter Test. Angekündigt bedeutet hier aber, dass die Schüler den Termin ankündigen: Innerhalb eines festgelegten Zeitraums von fünf Wochen hatten sie die Freiheit, den Zeitpunkt ihres Tests eigenverantwortlich zu bestimmen. Ziel war es, Eigenverantwortung zu fördern und den Umgang mit zeitlicher Planung zu stärken – mit durchaus aufschlussreichen Ergebnissen. Unterricht Der Unterricht zum Thema Codierung von Algorithmen basiert auf einem strukturierten BYCS-Kurs innerhalb der Lernplattform. Die Schüler arbeiten dabei überwiegend in Selbstlernphasen, in denen sie sich Inhalte eigenständig erarbeiten, Aufgaben bearbeiten und ihren Lernfortschritt reflektieren. Regelmäßige Feedbackschleifen – sowohl digital als auch im persönlichen Austausch – sorgen für individuelle Rückmeldungen und gezielte Unterstützung. Durch differenzierte Aufgabenformate wird auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen eingegangen, während Elemente der Selbstreflexion die Schüler dabei unterstützen, ihre Kompetenzen und Arbeitsweisen kritisch zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Rahmenbedingungen Die Klasse habe ich zum Halbjahr übernommen – ein Zeitpunkt, der wenig Spielraum für eine langfristige Planung oder den Aufbau stabiler Lernroutinen ließ. Hinzu kommt, dass nur eine Wochenstunde zur Verfügung steht, was ein kontinuierliches Arbeiten an Themen der Codierung von Algorithmen erschwert. Aufbau des Leistunsgnachweises Der Leistungsnachweis wurde mithilfe der Aktivität „Test“ durchgeführt und zielte darauf ab, grundlegende Kompetenzen im Bereich der Codierung von Algorithmen zu überprüfen. Der Test bestand aus vier Aufgabentypen: Hauptaufgabe: Eine kurze Programmieraufgabe, bei der ein Python-Skript geschrieben werden sollte. Sortieraufgabe: Eine Reihenfolge von Programmzeilen musste korrekt angeordnet werden. Fehler finden: In einem kleinen Codebeispiel sollten typische Fehler identifiziert werden (Multiple Choice). Grundwissen: Verständnisfragen zu zentralen Begriffen der Codierung – ebenfalls im Multiple-Choice-Format. Die Fragen stammten aus einem Fragenpool, wodurch jeder Schüler individuelle Aufgaben erhielt – bei gleichbleibender Struktur und Anforderungsniveau. Zur Vorbereitung stand ein Demo-Test bereit, der Aufbau und Aufgabentypen vorab transparent machte und zum Üben genutzt werden konnte. Während des eigentlichen Tests hatten die Lernenden Zugriff auf alle Kursinhalte sowie eine in den Kurs integrierte Python-Umgebung zur Bearbeitung und Überprüfung von Code. Der begrenzende Faktor war dabei die Zeitvorgabe von 20 Minuten, die eine zügige, konzentrierte Arbeitsweise erforderte. Schon bei der Ankündigung des Tests waren viele Schüler überrascht bis fassungslos, dass ihnen die Materialien und Hilfsmittel während der Prüfung zur Verfügung stehen würden. Ankündigung des Termins Wenig überraschend – und dennoch aufschlussreich – zeigte sich bei der Terminwahl ein klares Muster: Alle Schüler entschieden sich für den letzten möglichen Termin. Obwohl sie innerhalb eines großzügigen Zeitfensters von fünf Wochen flexibel wählen konnten, wurde diese Freiheit offenbar nicht zur frühzeitigen Planung genutzt, sondern eher als Möglichkeit zum Aufschieben verstanden. Woran könnte das liegen? Einige naheliegende Erklärungen: Prüfungsstau: Viele Schüler hatten in anderen Fächern bereits feste Leistungsnachweise – der letzte Termin wirkte hier vermutlich wie der „sicherste Hafen“ im Kalender. Aufschiebeverhalten und Prokrastination: Ein klassisches Verhalten, bei dem unangenehme oder herausfordernde Aufgaben so lange wie möglich vertagt werden. Strategisches Warten: Vielleicht wollten die Schüler möglichst lange vorbereiten oder abwarten, was andere über die Prüfung berichten. Angst vor dem Unbekannten: Trotz Demo-Test blieb womöglich Unsicherheit, wie ernst der echte Test sein würde. Unterschätzter Zeitdruck: Die Dringlichkeit, sich frühzeitig mit dem Test auseinanderzusetzen, wurde möglicherweise nicht erkannt. Fazit Viele Schüler sind es gewohnt, dass Leistungserhebungen einen festen Termin haben, der von der Lehrkraft bestimmt wird – und dass währenddessen keine Hilfsmittel erlaubt sind. Der hier gewählte Ansatz wich davon ab: freier Wahltermin, Zugriff auf alle Kursmaterialien, Entwicklungsumgebung. Was auf den ersten Blick wie eine Entlastung wirkt, erzeugte eher das Gegenteil: Verunsicherung. Denn diese Art der Leistungsüberprüfung verlangt ein hohes Maß an Selbstorganisation, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ein gutes Gefühl für das eigene Lerntempo – Kompetenzen, die systematisch aufgebaut werden müssen.